(Loma Vista Recordings)
Satte vier Jahre haben uns GHOST zappeln lassen, aber endlich steht mit "Impera" das nunmehr fünfte Studioalbum um die Band von Mastermind Tobias Forge in den Startlöchern. Ob der Weg zum Rockolymp damit ein Stück weiter gegangen wird oder ob es erste Abnutzungserscheinungen gibt, will also herausgefunden werden.
'Imperium' ist sowas wie ein kurzes, knackiges und instrumentales Intro, dass es in sich hat und sich schonungslos in den Gehörgang gräbt. Was geht denn jetzt bei 'Kaisarion' ab? Dieses Gitarrensolo und der hohe Schrei zu Beginn, sind GHOST jetzt unter die Glam-Rocker gegangen? Ein bisschen mag es auch an Bands wie Journey erinnern. Das kommt unerwartet, aber die Mischung ist absolut grandios! Was für ein verdammter Ohrwurm! Warum haut diese Band einfach immer solche Nummern raus? 'Spilways' kommt mindestens genauso eingängig daher und ist vielleicht sogar noch eine Ecke zugänglicher. GHOST fahren haarscharf auf dem Kurs zwischen Musik für Rockenthusiasten und Radiohörer. Die Melodie ist grandios, genau wie die Instrumente, aber das Lied ist nie zu "laut" oder "hart" um ein Massenpublikum zu verschrecken.
'Call Me Little Sunshine' kommt da schon langsamer, aber auch düsterer daher. Besonders die Orgel kommt hier viel mehr zur Geltung und unterstützt damit mehr das Thema für das GHOST bekannt sind. Wer sich den Film Halloween Kills angesehen, und wie sich das gehört, auch den Abspann angeguckt hat, kennt 'Hunters Moon' natürlich längst. Wie bisher eigentlich alles auf "Impera" ein weiterer Volltreffer mit überwältigenden Ohrwurmqualitäten. 'Watcher In The Sky' ist dann so ein richtiger Rocksong mit viel Fokus auf die Gitarrenarbeit. Freunde von ausgefeilter Spieltechnik werden hier ihre wahre Freude dran haben.

Photo by Mikael Eriksson
'Dominion' ist ein kurzes Instrumentalstück, das mit seiner Blasmusik etwas an einen Filmsoundtrack erinnert und mit 'Twenties' zusammen die zwei außergewöhnlichsten Lieder auf "Impera" abbildet. Der Gesang ist hier sehr böse und abwechslungsreich und es handelt sich wohl auch um den härtesten Song des Albums. Er braucht aber auch ein paar Anläufe, bis er sich einem so richtig erschließen will. Defintiv das Stück mit dem niedrigsten Anspruch der großen Masse gefallen zu wollen. Bei dem Titel 'Darkness At The Heart Of My Love' kann man es sich vielleicht schon denken, es ist Balladenzeit. Ich spüre die Gänsehaut jetzt während ich diese Zeilen schreibe direkt wieder. Ich bin ja ein absolute Balladenfan, aber die hier ist mal wieder etwas ganz Besonderes. Man sieht sofort vor seinem inneren Augen, wie bei Konzerten das Publikum zusammen am Mitschnipsen und -singen ist.
Bei 'Griftwood' nimmt man sofort wieder begeisternd die intrumentale Seite zur Kenntnis. Aber auch sonst scheint hier einfach wieder alles zu stimmen. Wie GHOST auf diesem Album einfach nur Hit an Hit klatschen ist grandios. 'Bites of Passage' ist quasi nur das Intro zu 'Respite On The Spitalfields', welches schon den Endpunkt von "Impera" darstellt und eher langsam ist. Am Ende schließt sich der Kreis, ertönen doch wieder die Klänge von 'Imperium' und damit dem Opener.
GHOST zementieren weiter ihren Status als riesige Nummer im Genre der Rockmusik. Hier reiht sich wirklich ein Wahnsinnslied an das Nächste. Es ist aber auch ein weiterer Schritt in Richtung Zugänglichkeit, der wahrscheinlich nicht allen Fans gefallen wird. So ist "Impera" sicherlich das GHOST Album was ein durchschnittlicher Radio-Hörer am einfachsten anhören könnte, ohne groß geschockt zu sein. Man sollte sich diese Scheibe einfach anhören und damit selber ein Bild machen.
Album-VÖ: 11.03.2022