(Epitaph/Indigo)
Mit den Alben "Ire" und "Reverence" haben sich PARKWAY DRIVE immer mehr vom Metalcore entfernt und sich eher stadiontauglichen Modern Metal für die große Masse zugewendet. Diese Rechnung ging komplett auf und im Jahre 2019 brannte man dann eine legendäre Headlinershow auf dem Wacken Open Air ab. Hardcore-Fans der ersten Stunde haben sicherlich die Hoffnung auf eine Rückkehr zu den Wurzeln, mit dem hier vorliegenden Album "Darker Still", längst begraben. Und das vollkommen zurecht! Der eingeschlagene Kurs wird hier gezielt weiterverfolgt, doch wie hört sich das an? Und kann es überzeugen? Das versuche ich hier nun zu klären.
'Ground Zero' erinnert sofort stark an den "Reverence"-Stil und ist eine unglaublich treibende und eingängige Nummer. Ein hoher Fokus auf der Melodie und genügend Textzeilen, die die Fans dann lautstark bei den Konzerten mitgröhlen können, inklusiver 'Oh-Oh' Parts die auch nach dem fünften Bier noch problemlos von sich gegeben werden können. Das nun immer mehr die Gitarren inklusive Solis im Vordergrund stehen fällt einem bei 'Like Napalm' sehr gut auf. Wieder eine packende Nummer, auf die man sich live freuen dürfte. Beim Gesang von 'Glitch' gibt es nun starke Rap-Einflüsse und so erinnert das Lied ein Bisschen an die frühen 2000er Jahre und die Blütezeit des Nu Metal. Und hey was ist das? Da versteckt sich ja wirklich noch ein Breakdown! In meinen Augen eine wirklich starke und runde Sache.
'The Greatest Fear' wird amtlich mit einem Chor und einer Orgel eingeleitet, man hat also Großes vor und auch Gitarrensoli soll es hier gleich mehrfach geben. Eine gewisse Ähnlichkeit zu Pink Floyd und vor allem Another Brick In The Wall, kann man dem Lied sicherlich nicht abstreiten. Der harte Abschluss, mit minimalen Flashback zur Metalcorezeit, kommt aber auch richtig gut an. Mit dem Titeltrack 'Darker Still' wagt man sich an das Thema Rock-Ballade und es wird erstmal munter drauf los gepfiffen. Und wieder findet man teils riesige Parallelen und diesmal zu niemand geringerem als Metallica und Nothing Else Matters. Ich möchte 'Darker Still' gar nicht auf dieses Niveau stellen, aber es ist auf jeden Fall eine der besten Balladen der näheren Vergangenheit und ich will nicht ausschließen, dass es über die Jahre seinen Platz in den Annalen der Rockmusik finden wird. Kurz gesagt, es ist einfach ein Wahnsinnssong!
'Imperial Heretic' treibt dann wieder gut nach vorne, kommt aber sehr überraschungsarm daher. Insgesamt bleibt mir hier etwas zu wenig hängen, die Mischung ist einem an diesem Punkt des Albums einfach schon zu sehr gewohnt. Richtig experimentell wird es mit 'If A God Can Bleed', welches mich aber so gar nicht erreichen kann. Hat so ein Bisschen was von Zeal & Ardor ohne aber nur ansatzweise deren Quailtät zu erreichen. Wird ab jetzt sicherlich bei mir geskipped werden. Ui was knallt denn da aus dem Kopfhörer? Es ist 'Soul Bleach', der wohl schnellste und härteste Song auf "Darker Still". Wenn ich noch einmal vergleichen darf, so würden sich Slipknot doch hier sehr deutlich anbieten.
'Stranger' ist lediglich das Intro zu 'Land Of The Lost', welches mit ein paar kleinen Growls und einem Breakdown aufwartet, aber sonst ein bisschen zu gleichförmig verläuft für meinen Geschmack. Nun haben wir mit 'From The Heart Of Darkness' auch schon das große Finale erreicht, wo zu Beginn definitiv starke Hardcore und Crossover Vibes zu verspüren sind. Es entwickelt sich dann aber schnell zur riesig produzierten Arena-Nummer, die ein mehr als würdiges Ende für "Darker Still" darstellt.
Eins war von Anfang an klar, wer schon "Reverence" nicht mochte, wird auch mit "Darker Still" nicht warm werden. Aber es muss auch gesagt werden, dass es sich hierbei definitiv nicht um eine massive Anbiederung an die Masse handelt, auf einem Niveau wie man es z.B. bei Volbeat seinerzeit erlebt hat oder ein noch krasseres Beispiel wäre doch die Entwicklung von Linkin Park. PARKWAY DRIVE, bleiben eine Metalband und hätten damit überhaupt keine Chance im Radio. Die Möglichkeit die ganz großen Arenen zu füllen, dürfte nun aber innerhalb des Rock-Spektrums größer denn je sein. Und Metalcore-Enthusiasten müssen auch nicht traurig sein, es gibt nämlich momentan verdammt viele gute Bands in diesem Genre da draußen.
Anspieltipps: 'Glitch', 'Darker Still', 'Soul Bleach'
Album-VÖ: 09.09.2022