(Warner Music)
CALLEJON haben schon eine bunte Vergangenheit, ihr Album "Fandigo" war sehr düster, aber auch sehr poppig, was vielen Fans nicht gefallen hat. Darauf gab es ein Coveralbum von deutschen Hip-Hop Songs und mit dem 2020er Album "Metropolis" kamen sie dann mit einem Knall wieder in die härteren Gefilde zurück und lieferten damit eins der besten Alben des Jahres ab. Die Erwartungen an "Eternia" sind also hoch, dafür sorgt die Band im Endeffekt auch selber, die die Scheibe als ihr Coming-Of-Age-Werk beschreibt. Es bleibt also zu hoffen, dass hier nicht viel Lärm um Nichts gemacht wird.
Mit düsteren 80er Synthiesounds geht es mit dem Titeltrack 'Eternia' los und man fühlt sich ein bisschen an die "Videodrom" Zeit erinnert. Das Stück geht dann aber sehr schnell vorwärts und begeistert nicht nur mit fetten Beats, sondern auch einem absoluten Ohrwurm-Refrain. Eine tolle Melodie, ordentlich Härte und Geschwindigkeit und tolle Lyrics. Alle Stärken von CALLEJON bündeln sich hier bereits im ersten Track des Albums. 'Tor des Todes' war die erste Single im neuen Zyklus und hat mich damals in seinen nur knapp anderthalb Minuten komplett aus den Socken gehauen. Und das hat sich auch ein paar Monate später nicht geändert, was ein Wahnsinnssong! 'Guillotine' macht da keine Ausnahme und der sehr gefühlvolle Refrain steht hier im krassen Konstrast zum agressiven Rest. Die bereits auf dem Cover des Albums angedeute Horroratmosphäre findet sich hier sofort wieder. Mit rund drei Minuten kommt es auch sehr kurzweilig daher. 'Sternenstaub' erinnert vom Stil her sehr an das Album "Wir Sind Angst" und bietet ein hohes Tempo und viel Mitsingpotential. Auch ein Rap-Part der Marke 'Hartgeld im Club' findet sich hier wieder. Die Lyrics gefallen mir dabei auch wieder besonders gut, sind sie doch leider ein gutes Abbild unserer momentanen Situation.
'Mary Shelley' ist der Name der Schriftstellerin die Frankensteins Monster erschaffen hat und inhaltlich baut das Lied auf eben diese Geschichte auf, wobei es sich metaphorisch auch sehr gut auf die heutige Zeit übertragen lässt. Es lässt die Härte nicht vermissen, zählt aber eher zu den ruhigeren Stücken auf "Eternia". Bei mir brauchte es ein paar Durchgänge um zu wachsen, aber inzwischen finde ich es richtig gut. Es folgt der Abstieg in den 'Emokeller' welcher vermehrt auf Clean Vocals setzt und teilweise an eine Pop-Ballade erinnert, nur um dann ab und zu doch wieder komplett zu eskalieren. Eine schöne Nummer, die bei mir aber nicht ganz so zünden will wie der Rest. Ähnlich geht es mit mit dem folgenden 'Scareglow', eine gute Nummer, bei der mir aber auch etwas zu wenig hängen bleibt.

Photo by Chris Dohle
Mit 'Ich Komme Niemals An' erwartet uns nun eine wirkliche Ballade und da haben CALLEJON ja bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie solche wahrlich meisterhaft schreiben können. Und so ist es dann auch hier und die Gänsehaut baut sich sehr schnell auf. Mal wieder ein toller Text und eine sehr eingängige Melodie sorgen dafür, dass der Titel erstmal auf Repeat gestellt wird. 'Hexenhaus' birgt dann wieder diese düstere, horrorhafte Atmosphäre und kommt von den Instrumenten etwas langsamer daher. Schneller geht es mit 'Silver Surfer' weiter und selbt ein paar Bleghs kann man hier und da aufschnappen. Eine weitere sehr starke Nummer auf "Eternia". Mit 'Loreley' erwartet uns nun schon das Finale, welches aber mit gut über sieben Minuten Laufzeit daher kommt. Dabei handelt es sich auch nicht um eine Neuaufnahme des alten Liedes der "Fauler Zauber Dunkelherz" EP, sondern komplett neues Material. Definitiv ein guter Song, aber ich finde CALLEJON haben uns schon mit stärken Stücken aus einem Album entlassen.
"Eternia" fängt die Essenz der Band sehr gut ein und bietet Elemente aus wirklich allen Schaffensphasen. Daher verstehe ich schon warum man es als Coming-Of-Age-Werk bezeichnet. Der Sound ist immer druckvoll und CALLEJON beweisen das sie die Speerspitze des deutschsprachigen Metalcore sind. Darüber hinaus überzeugt man auch als Gesamtkunstwerk, so ist nicht nur das Cover genial, sondern auch das Booklett durchdacht und sehr atmosphärisch von Sänger Bastian Sobtzick in Szene gesetzt. Die Deluxe Fanbox weiß darüber hinaus mit einer 26cm hohen Blitzkreuz Statue zu überzeugen, die wirklich sehr schön gearbeitet ist. Und für die volle Atmosphäredosis lohnt es sich natürlich auch die Musikvideos zu den Liedern für sich zu entdecken. Ist es aber das beste Album bisher? Diese Frage muss wohl jeder für sich selber beantworten, mich persönlich hat das direkte Vorgängeralbum "Metropolis" aber ein Stück mehr abgeholt. Und trotzdem wird "Eternia" auf meiner Jahresbestenliste ganz oben ein Wörtchen mitzureden haben.
Album-VÖ: 28.10.2022
Anspieltipps: 'Eternia', 'Tor des Todes', 'Ich Komme Niemals An'