(Eurovideo)

Mit einem Budget von 3 Mio. $ handelt es sich bei "FALL - Fear Reaches New Heights" eher um einen Indiefilm, welcher aber nach sehr positiven Testscreenings erfolgreich an Lionsgate vermarktet werden konnte. Aber worum geht es eigentlich in diesem Survival Thriller? Dafür greifen wir doch einfach mal auf den offiziellen Pressetext zurück:

"Die verwitwete Becky versinkt ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemanns Dan, der während eines Kletterausflugs von Dan, Becky und deren Freundin Hunter in den Tod gestürzt war, immer noch in Trauer und Verzweiflung.

Als Hunter Becky überredet, gemeinsam auf die vierthöchste Gebäudekonstruktion der USA zu klettern – den 600m hohen B67 Fernsehturm – um oben Dans Asche zu verstreuen, willigt Becky in das Abenteuer ein.

Aber als die beiden die Spitze des abgelegenen, verlassenen Funkturms erreicht haben, bricht die instabile Konstruktion auseinander und ohne Leitern finden sich die Freundinnen plötzlich ohne Ausweg nach unten wieder.

Die Kletterfähigkeiten und das Durchhaltevermögen der beiden Freundinnen werden auf eine harte Probe gestellt. Ohne Wasser, Nahrung und ohne Handyempfang kämpfen sie verzweifelt darum, in schwindelerregender Höhe am Leben zu bleiben. In dieser ausweglosen Situation kommen unschöne Geheimnisse ans Licht..."

Photo Courtesy of Eurovideo

Auf der Darstellerseite hätten wir in den beiden weiblichen Hauptrollen Grace Caroline Currey (am ehesten bekannt aus ihrer kleinen Nebenrolle im Superheldenfilm Shazam!) als Becky und Virginia Gardner (Marvel's The Runaways) als Hunter. In einer winzigen Nebenrolle gibt es dann aber doch ein bekannteres Gesicht und zwar niemand anderen als Jeffrey Dean Morgan, welcher den meisten wohl als Negan in The Walking Dead bekannt sein dürfte. Seine Rolle ist aber wirklich nur sehr kurz und der Film wird komplett von den zwei Damen getragen. Diese erbringen eine solide Leistung, nichts wofür man sich schämen müsste, aber auch nichts was im Kopf bleibt. Dort setzt sich aber sehr gut die Filmmusik von Tim Despic fest, welche ich als sehr gelungen empfand.

Dafür das der Film so ein niedriges Budget hat ist er in meinen Augen auch optisch sehr gut gelungen. Ja, es gibt es paar eher dürftige SFX-Shots, aber der Gesamtlook des Films kommt doch sehr stimmig daher. Die Regie von Genrefilmer Scott Mann war ein bisschen Hit & Miss, manchmal setzt er Szenen echt stark in Szene und manchmal verläuft er sich leider komplett. Als die Freundinnen zum Beispiel zu Beginn des Films den Turm besteigen, zeigt er gefühlt jede Minute eine andere Schraube welcher locker sitzt und abzufallen droht. Ansatt so Spannung zu erzeugen fühlt man sich auf einmal wie in einem schlechten Horrorfilm, der versucht immer wieder Fake-Jumpscares anzutäuschen. Außerdem hat der Film große Probleme die Höhe des Fernsehturms einzufangen, je nach Szene sieht er einfach komplett verschieden hoch aus, was sehr viel Stimmung raubt. 

Die größte Schwäche ist aber das Drehbuch welches Scott Mann zusammen mit Jonathan Frank, seinem Stammdrehbuchschreiber, verfasst hat. Wer hier nicht jede Form von Realismus und Logikverständis vor dem Film abgibt hat verloren! Zwei Profikletterinnen ziehen los und haben kaum bis gar kein Sicherungsmaterial dabei, sie sagen vorher lieber niemandem Bescheid und die Form der Therapie die Hunter an Becky versucht ist einfach nur zum Davonlaufen. Alleine auf den ersten Metern brechen schon Sprossen der Leiter ab, aber Hunter sagt das ist doch kein Problem und sie machen weiter, als wäre nichts gewesen. Es sollen noch so viele Sachen passieren, die einfach komplett jeglicher Logik sind und die einfachsten Sachen um aus dieser Lage zu kommen, werden natürlich nicht probiert, damit der Film kein zu schnelles Ende nimmt. Dann steckt man auch noch komplett überflüssig einen Faden über persönliche Beziehungen mit rein und mit 104 MInuten Laufzeit ist der Film dann auch hoffnungslos zu lang. Immerhin eine recht überraschende Sache passiert noch, die ich aber natürlich nicht vorweg nehmen will.

Photo Courtesy of Eurovideo

Im Bonusmaterial (ein Audikommentar und ein Making Off) erzählt Mann davon, wie "FALL" eigentlich erst als Kurzfilm geplant war, aber er dann erkannte, dass es auch für einen  Spielfilm reicht. Und ich glaube er hat damit recht, ein knackiger 70 - 80 Minüter ist da sicherlich drin gewesen, aber in dieser Form ist es leider eher eine zähe Angelegenheit. Und die Mädels verhalten sich leider so wirklich dumm in diesem Film, dass es mir quasi allen Spaß genommen hat. Außerdem zeichnet man ein komplett falsches Bild eines bestimmten Tieres, was mir zusätzlich sauer aufgestoßen ist. Wem Logik aber egal ist, seine Höhenangst auf die Probe stellen will oder einfach nur Lust auf einen Survival Thriller hat, dem sei gesagt, es gibt auch deutlich schlechtere Filme da draußen.

Eins muss zur deutschen Blu-Ray aber noch angemerkt werden und zwar gibt es eine deutsche Synchronisation, aber dieses ist maximal mittelmäßig und teilweise auch sehr schlampig übersetzt. Um einen Film komplett bewerten zu können gucke ich aber gerne immer die Orginalversion und so habe ich eine zweite Sichtung vorgenommen und irgendwie kamen mir manche stellen sehr komisch vor. Wie sich heraustellte wird eigentlich in dem Film 20 mal das "F-Wort" benutzt, als Lionsgate aber den Film aufkaufte wollten sie unbedingt das PG-13 Rating (dafür darf nur maximal einmal eben dieses Wort verwendet werden), da aber Nachdrehs außer Frage standen, benutzte man eine Software welche die Lippenbewegungen der Darstellerinnen veränderte und ersetzte es mit anderen Wörtern. Das Ergebnis ist leider sehr unrund und so kriegt man mit der deutschen Disc leider nur eine zensierte Tonspur, die Scheibe unserer Nachbarn aus dem Vereinigten Königreich, hat z.B. beide Versionen mit an Bord. Der Film hat von der FSK eine Altersfreigabe von 16 Jahren erhalten, welches in meinen Augen schon etwas zu hoch gegriffen ist, eine 12er Freigabe hätte da auch gereicht.

DVD, BD, Digital-VÖ: Bereits erhältlich